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5 Punkte von Luka Valentin: Im selben Maße individuelle Mythologie wie Metareflexion über die Geschichte des Kinos, schildert Maddins Film den musikalischen Wettstreit zweier miteinander verfeindeter Brüder: der eine ein weltmännisch-geschickter Stratege der amerikanischen Unterhaltungskultur, der andere die tragische Verkörperung des europäischen Avantgardekünstlers. Den Rahmen für diesen familiär-libidinösen Konflikt bildet ein von der Brauereibesitzerin Lady Port-Huntleys in der kanadischen Kleinstadt Winnipeg während der Inflationszeit ausgerufener Wettbewerb, der nach der traurigsten Musik der Welt sucht. Im Rekurs auf die antinaturalistische Ästhetik des expressionistischen Stummfilms - aber doch zugleich in einem unverwechselbaren, intelligenten Stil, der nie in bloßen Manierismus umschlägt - lässt so Guy Maddin bekannte Narrative aus Melodrama, Musical- und Horrorfilm im konvulsivischen Rhythmus der grobkörnigen Super-Acht-Bilder seines Werkes delirieren. Sie sind schön wie die Begegnung eines Regenschirms mit einer Nähmaschine auf einem Seziertisch – oder der Anblick der gläsernen, biergefüllten Prothesen Lady Port-Huntleys (gespielt von einer genialen Isabella Rosselini).
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